Das Wurfverhalten und die Aktion von Fliegenruten werden in der Fliegenfischerei mit einer Vielzahl von Vokabeln beschrieben, von denen einige, speziell für den Neuling, missverständlich sein können. Es ist beispielsweise die Rede von schnellen oder langsamen, von steifen oder weichen Ruten, von Spitzenaktionen, progressiven, durchgehenden oder parabolischen Aktionen. Auch wir beschreiben die Charakteristik der Fliegenruten aus unserem Programm und möchten Ihnen deshalb an dieser Stelle die Bedeutung der von uns verwendeten Vokabeln erklären. Wenn wir von einer „schnellen“ oder „mittelschnellen“ Rute sprechen, meinen wir damit nicht etwa eine steifere oder weichere Fliegenrute, sondern wir beschreiben damit die Rückstellgeschwindigkeit der Rute – also die Geschwindigkeit, mit der die Fliegenrute aus dem Zustand der Biegung wieder in die gerade Stellung zurückfedert. Vereinfacht gesagt verleiht eine „schnelle“ Rute der Fliegenschnur eine höhere Geschwindigkeit als eine langsamere Fliegenrute und eignet sich damit besser für weite Würfe und für das Werfen bei windigen Bedingungen. Eine „langsamere“ Fliegenrute hingegen erlaubt eine sehr präzise Führung der in der Luft ausrollenden Schnurschlaufe und damit auch eine äußerst delikate Präsentation der Fliege auf kurzen und mittleren Wurfdistanzen. Es gibt in unserem Programm sowohl schnelle steife Fliegenruten, als auch schnelle weichere Fliegenruten. Mittelschnelle Aktionen finden Sie zum Beispiel bei der WINSTON Boron MP2 und Boron III LS oder der JIM TEENY Fliegenruten-Serie. Wir unterscheiden generell zwischen „spitzenbetonten“, „progressiven“ und „durchgehenden“ Rutenaktionen. Bei einer „spitzenbetonten“ Aktion ist die Rutenspitze im Verhältnis flexibler als der mittlere Bereich und das Handteil der Fliegenrute. Fliegenruten mit spitzenbetonter Aktion eignen sich sehr gut für weite Würfe mit engen Schnurschlaufen, wie man es sich zum Beispiel bei der Fischerei an der Küste wünscht. Eine Fliegenrute mit „progressiver“ Aktion beginnt sich bei geringer Belastung im Bereich der Spitze zu biegen, und mit zunehmender Belastung biegt sie sich relativ gleichmäßig immer weiter bis in das Handteil. Mit dieser Charakteristik wird ein sehr breites Einsatzspektrum abgedeckt, denn solche Fliegenruten eignen sich gleichermaßen für Überkopfwürfe auf alle Distanzen wie auch für Rollwurf- und Switchcast-Techniken. Auch im Drill steht immer eine der Belastung entsprechende Kraftmenge zur Verfügung, was progressive Fliegenruten besonders empfehlenswert für den Fang von Großfischen, selbst mit verhältnismäßig feinen Vorfächern, macht. Wenn eine Fliegenrute sich bei jeder beliebigen Belastungsstärke über die gesamte Länge von der Spitze bis ins Handteil entsprechend mehr oder weniger stark biegt, reden wir von einer „durchgehenden“ Aktion. Diese eignet sich besonders gut für Rollwürfe und alle Varianten von Spey-, Switch- und Unterhandwürfen. Die Drillqualitäten solcher Fliegenruten liegen darin, dass man mit ihnen Fische, auch an sehr feinen Vorfächern sehr schnell und effektiv ermüden kann. Viele der modernen Fliegenruten sind jedoch so speziell konstruiert, dass man sie gar nicht eindeutig einer der drei vorbeschriebenen Aktionskategorien zuordnen kann. Und das ist gut so. Denn es gibt nach unserem Dafürhalten keine „einzig optimale“ Rutencharakeristik, sondern diese muss an die Bedürfnisse jeder Fliegenfischerpersönlichkeit und die jeweilige Art des Fliegenfischens angepasst werden.